Biografiearbeit mit Menschen mit einer geistigen und/oder körperlichen Behinderung
„Erinnern, das ist vielleicht die qualvollste Art des Vergessens und vielleicht die freundlichste Art der Linderung der Qual.“ Erich Fried
Menschen mit einer geistigen und/oder körperlichen Behinderung haben in dieser Gesellschaft, in der es vor allem um Leistung, Stärke und Gesundheit geht, keinen selbstverständlichen Platz. Ausgrenzung, Diskriminierung und Verwahrung in Heimen und Werkstätten führen zu einer tiefen Verunsicherung und oft auch zu Unselbständigkeit.
Biografisches Arbeiten ermöglicht ihnen über ihre eigene Geschichte und vor allem über ihre Behinderung zu reflektieren, den eigenen Wert kennen und schätzen zu lernen und ihrem Leben – trotz Behinderung – einen tieferen Sinn zu geben. Erst durch das bewusste Erkennen und Annehmen der Vergangenheit und Gegenwart, kann die Zukunft bewusst geplant und gestaltet werden.
Biografisches Arbeiten mit alten Menschen ermöglicht eine Bilanz des Lebens und ein Aufspüren der Lebensspuren. Was wurde gelebt, was versäumt, inwieweit hat die Behinderung das Leben beeinflusst, wie selbstbestimmt hat der Mensch trotz Behinderung leben können, wo gab es Enttäuschungen, was waren schmerzhafte Erfahrungen, was glückliche Momente …
Hier kann aufgrund einer Bilanz und Reflexion der Lebensabend bewusst gestaltet werden und der Abschied vom Leben in Würde beginnen.
Thematische Schwerpunkte:
- Verschiedene Methoden des Erinnerns
- Ordnen und Strukturieren von Lebensphasen: Geburt, Kindheit, Jugend, Erwachsensein, Alter
- Erstellen eines Lebensbaumes
- Auseinandersetzung mit der Behinderung
- Entdecken von Fähigkeiten und Potentialen
- Wie lässt sich das Wissen um die “biografischen Daten” im Betreuungsalltag nutzen
Methoden:
- Arbeiten mit Photos und Gegenständen, die für die Biografie wichtig waren, oder sind
- Einsatz von Musik und Geräuschen
- Sensibilisierungsübungen